Nach der Grube….

Die Vorfreude auf ein weiteres aktivistisches Jahr für Klimagerechtigkeit steigt! Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass nach jeder Aktion, egal welche Rolle man in ihr gespielt hat, Zeit zur Reflektion ist. Dasselbe gilt auch für Ende Gelände – wenn die Emotionen hochkochen, das Adrenalin durch die Adern pumpt und wir uns danach einfach ausruhen und Schlaf nachholen möchten, uns der Alltag einholt, Artikel für blogs geschrieben und Debatten über den (politischen) Einfluss der Aktion geführt werden sollte die Frage nach dem eigenen Befinden nicht vergessen werden.

Ordentliche Nachbesprechungen der Aktion, die sicherstellen, dass wir gut aufeinander und uns aufpassen, sind ein wichtiger Teil des Prozesses! Wir müssen unsere Solidarität auch außerhalb der Grube zeigen! Ganz egal, ob du dich zu den alten Hasen zählst, oder ob Ende Gelände deine erste Aktion war, ob du mit in die Grube gegangen bist oder das Ganze im Hintergrund unterstützt hast, für jeden ist eine Nachbesprechung wichtig. Wann das geschieht wird für jede Gruppe unterschiedlich sein (es könnte zum Beispiel im Rahmen eines Treffens deiner Bezugsgruppe zurück zu Hause sein, wo ihr euch in geschützten Rahmen über eure Erfahrungen während der Aktion austauscht, oder der Prozess beginnt schon auf der Rückreise im Bus) – es ist aber wichtig, dass ihr das vorher besprecht!

In einer solchen Nachbesprechung geht es nicht ums Angeben sondern darum, die Sachen die vielleicht geschehen sind zu verarbeiten. Es ist vor allem der Raum, um über eure Emotionen zu sprechen. Wie hast du dich gefühlt und wie war deine Erfahrung? Hast du dich bestärkt, überwältigt oder ziemlich verletzlich gefühlt? Wann genau hast du dich so gefühlt – vor der Aktion, in der Grube, im Polizeikessel oder am Höhepunkt der Aktion? Und warum war das so? War es deine Bezugsgruppe, die Vorbereitung auf die Aktion oder einfach eine Reihe von Zufällen? Wie lief die Kommunikation in deiner Bezugsgruppe und mit deiner Bezugsperson während der Aktion? Und was kannst du und deine Bezugsgruppe daraus lernen?

Es geht auch darum eine kollektivere Sicht der Dinge zu erreichen. Viele verschiedene Menschen werden viele verschiedene Teile der Aktion erlebt haben. Es ist wichtig diese Teile zu einem Ganzen zusammen zu setzen. Menschen werden vielleicht zu verschiedenen Zeitpunkten zurück im Camp eintreffen und sind unterschiedlich über den Stand der Dinge informiert. Sammelt und teilt was ihr wisst, damit alle ein umfassenderes Bild haben.

Noch einen Schritt weitergehend ist es ebenso wichtig den politischen Einfluss und die Vorbereitung der Aktion nachzubereiten (das kann manchmal auch dabei helfen blaue Flecken und Pfefferspray zu akzeptieren). Das ist dann auch der Raum, in dem von Taktik, Vorbereitung, (Aktions-)Trainings und all dem was in den Prozess geflossen ist, um Ende Gelände möglich zu machen, gelernt werden kann und diese vielleicht auch überarbeitet werden können. Es muss nicht unbedingt alles in dieser Nachbesprechung landen, aber hier sind ein paar Vorschläge zu nützlichen Themen:

  • Vorbereitungen für die Aktion, Trainings und auf dem Camp
  • Kommunikation im Vorfeld des und im Camp mit der größeren Gruppe/der Bezugsgruppe/der Bezugsperson
  • Der Aufbau der Bewegung, die politische Botschaft und der politische Einfluss
  • Presse und Medien

Es ist sehr hilfreich sich schon VOR der Anreise auf Zeit und Ort zu einigen und diese Information mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen. Sei es mit denen die du mobilisiert hast oder denen, die zusammen mit dem Bus anreisen. Vielleicht wollt ihr für alle Mitreisenden im Bus ein Nachtreffen organisieren? Bitte verbreitet aber in jedem Fall wie nützlich solche Nachbesprechungen sein können und ermuntert viele daran teilzunehmen.

Wenn es etwas gibt, was ihr uns mitteilen wollt oder ihr Feedback zu Ende Gelände geben wollt seid ihr herzlich willkommen euch an international@ende-gelaende.org zu wenden.