Aktionskonsens von Ende Gelände 2020

Vorab: Der Aktionskonsens ist im Prozess der letzten Jahre entstanden und hat sich immer weiter entwickelt. Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich vor allem geändert, dass wir das das Aktionsfeld um das Thema Gas erweitern, die aktuelle COVID19-Thematik mit aufnehmen und den Konsens um Aspekte der Intersektionalität und Awareness erweitern.

Ende Gelände – Aktionskonsens 2020

Der Aktionskonsens ist ein verbindlicher Rahmen dieser Ende Gelände Aktion. Viele Gruppen, Einzelpersonen und AGs haben ihn in einem kollektiven Prozess in offenen Plena erarbeitet und im Konsens beschlossen. Er ist uns deshalb sehr wichtig.

Der Aktionskonsens ist Voraussetzung dafür, dass die Ende Gelände Aktion für alle Teilnehmenden transparent und gut einzuschätzen ist; er vermittelt, dass wir auch in einer Aktion mit sehr vielen Menschen auf einander achten und uns unterstützen. Als Ende Gelände sagen wir, was wir tun und werden tun, was wir sagen. Alle Menschen, die sich dieser Vereinbarung anschließen, laden wir herzlich ein, sich an der Aktion von Ende Gelände zu beteiligen.

Vom 23.9.20-28.9.20 werden wir, gemeinsam mit vielen Menschen, durch Aktionen des Zivilen Ungehorsams den reibungslosen Ablauf des Abbaus und der Förderung von fossilen Energieträgern in und um das Rheinland mächtig durcheinander bringen. Wir setzen damit ein Zeichen gegen den weiteren Abbau und die Verbrennung von fossilen Energieträgern und die Zerstörung von Dörfern für den fossilen Kapitalismus in Deutschland und weltweit. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise und im Angesicht der Entwicklungen der letzten Monate halten wir es für notwendig und angemessen, einen Schritt weiter zu gehen: vom öffentlichen Protest zum Zivilen Ungehorsam.

Unsere Aktionsformen sind offen angekündigte Blockaden von fossiler Infrastruktur, wie Kohle und Gas. Außerdem werden wir auch in dem vom Abbau fossiler Rohstoffe betroffenen Gebieten sichtbar sein. Unsere Aktionen bieten vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten nach dem Vorbild der erfolgreichen Ende Gelände Aktionen in den Jahren 2015 bis 2019. Ob aktionserfahren oder nicht, alle sollen teilnehmen können: Wir werden relevante Infrastruktur wie beispielsweise Schienen, Straßen oder Bagger blockieren.

Über das Ende der Blockade wird in Absprache mit den Supportstrukturen und dem
Deligiertenplenum entschieden. Wenn Kleingruppen die Blockade darüber hinaus mit oder ohne Hilfsmittel (z.B. Lock-Ons) aufrecht erhalten wollen, entscheiden einzelne EG- und Support-Strukturen, ob und wie sie diese weiterhin unterstützen können.

Wir werden uns ruhig und besonnen verhalten; wir gefährden keine Menschen. Wir werden mit unseren Körpern blockieren und besetzen. Es ist nicht das Ziel, Infrastruktur zu zerstören oder zu beschädigen. Wir werden uns nicht von baulichen Hindernissen aufhalten lassen. Absperrungen von Polizei oder Werkschutz werden wir durch- oder umfließen. Unsere Aktion wird ein Bild der Vielfalt, Kreativität und Offenheit vermitteln. Unsere Aktion richtet sich nicht gegen die Arbeiter*innen oder die Polizei. Die Sicherheit der teilnehmenden Aktivist*innen, der Arbeiter*innen und aller Beteiligten hat für uns oberste Priorität.

Um den aktuellen Entwicklungen um die COVID-19 Pandemie gerecht zu werden, hat sich Ende Gelände im Vorlauf zur Massenaktion 2020 auf verschiedenen Ebenen intensiv mit dem Thema ausseinandergesetzt und weitreichende Hygienekonzepte entwickelt, um das Risiko von Ansteckungen gering zu halten. Beispielsweise wird die Zahl der zusammenkommenden Aktivist*innen dadurch reduziert, dass wir uns anstatt auf einem großen gemeinsamen EG-Camp, auf vielen kleineren Anlaufstellen organisieren, Essenszubereitung und -Ausgabe besonderen hygienischen Standards entsprechen, Logistikprozesse angepasst werden usw.. Außerdem ist Maskentragen für uns ja nichts Neues, nur dass wir diesmal damit schon bei der Anreise beginnen. Wir halten uns an die Hygienekonzepte, die während der Vorbereitung erarbeitet wurden.

Wir bereiten uns gut auf einen sicheren Weg zu unseren Aktionsorten vor.

Wir kommen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren. Gemeinsam übernehmen wir Verantwortung für das Gelingen der Aktion. Wir wollen eine Situation schaffen, die für alle Teilnehmenden transparent ist und in der wir aufeinander achten und uns unterstützen. Mit Aktionstrainings im Vorfeld werden wir uns gemeinsam auf die Blockade vorbereiten.

Wir verstehen uns als Teil der Bewegung für Klimagerechtigkeit und sind solidarisch mit allen, die Widerstand leisten gegen die Klimazerstörung durch Kohlekraftwerke und gegen die sozialen und ökologischen Folgen fossiler Energieversorgung. Unsere Kämpfe sind feministisch, antifaschistisch, antirassistisch, antikapitalistisch und gegen Antisemitismus. Wir sind uns alltäglicher und struktureller Diskriminierungen untereinander und durch unsere Umwelt bewusst und setzen uns aktiv dagegen ein. Wir bemühen uns darum, denen, die Diskriminierung erfahren, Raum anzubieten und das kollektive Bewusstsein und die Aufmerksamkeit dafür zu stärken. Wir wollen zum Beispiel toxische Männlichkeit nicht durch dominantes Redeverhalten oder Auftreten reproduzieren. Jeglichen homophoben, nationalistischen, rassistischen, verschwörungsideologischen oder anderen reaktionären Tendenzen und Vereinnahmungsversuchen treten wir entschieden entgegen.