Pressemitteilung vom 18.5.

+++ Angriffe auf AktivistInnen und JournalistInnen während der Ende Gelände-Aktion in der Lausitz +++ Ende Gelände hielt Aktionskonsens ein, Vorwürfe lenken von Vattenfalls klimaschädlichem Geschäftsmodell ab +++

18. Mai 2016. Am Pfingstwochenende setzten über 3500 Personen aus ganz Europa mit einer Aktion zivilen Ungehorsams in der Lausitz ein starkes Zeichen gegen Kohle. Aus Sicht des Bündnisses war die Aktion ein großer Erfolg.

Ende Gelände hatte die Aktion offen angekündigt und sie besonnen und gut vorbereitet umgesetzt. Mona Bricke: „In allen Blockaden, auf den Baggern, Brücken, Gleisen und auch beim Besuch des Kraftwerks haben wir unseren Aktionskonsens strikt eingehalten – Menschen wurden nicht gefährdet. Natürlich kann es zu Blockaden gehören, einen Zaun zu überwinden. Wir haben aber bis heute keine gesicherten Hinweise auf Beschädigung von Baggern, Gleisen und Kraftwerksinfrastruktur durch AktivistInnen.“

Vattenfall hatte scharfe Kritik an der Aktion geäußert. Dazu Mona Bricke: „Uns ist bewusst, dass wir in einen harten Konflikt intervenieren. Durch den Klimawandel sind Millionen von Menschen im Süden der Welt bedroht, fliehen vor Hunger, Dürre und Überschwemmungen. Kohleverbrennung zerstört das Klima und frisst ganze Landschaften. Dagegen setzten wir ein starkes Zeichen des Widerstands, denn die Zeit drängt.“

Das Bündnis beklagt die erschreckende Gewalt gegen Aktivist*innen und Journalist*innen. So griffen am Samstag mehrere Personen eine Mahnwache bei Terpe mit Baseballschlägern an und zerstörten ein Zelt. Aus der Pro-Kohle-Demonstration am Kraftwerk Schwarze Pumpe wurden Blockierende bedroht und mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen. Auf eine Gruppe, die ein Gleis blockierte, wurden Steine und Feuerwerkskörper geworfen. Mehrere Personen versuchten, den Wagen eines Journalisten von der Straße abzudrängen. Am Sonntagabend wurden zwei Aktivisten am Rande des Klimacamps angegriffen und verletzt. Etwa gleichzeitig bedrohten vermummte Personen, die als Security auftraten, Aktivist*innen auf einem Kohlebagger massiv. Die Polizei erteilte noch in der selben Nacht 57 Personen in der Nähe des Camps Platzverweise und schützte das Camp. Bei den identifizierten Personen handelte es sich unter anderem um polizeibekannte rechtsmotivierte Straftäter. Mona Bricke: „Wir sind erschrocken mit welch roher Gewalt gegen die TeilnehmerInnen der friedlichen Blockaden und auch gegen JournalistInnen in den letzten Tagen vorgegangen wurde.“

Ende Gelände hatte die Massenaktion zivilen Ungehorsams am Sonntag um 15 Uhr beendet. Aktionen, die zu einer angeblichen Entgleisung eines Kohlezuges am Dienstag Morgen geführt haben, erfolgten anschließend und sind nicht durch den Aktionskonsens von Ende Gelände gedeckt. „Die legitimen und besonnenen Proteste von tausenden von Menschen sollen dadurch nun diskreditiert werden“, so Hannah Eichberger.

Ende Gelände ist seit vielen Monaten in engem Kontakt mit Menschen und Gruppen der Lausitz. Die Aktion wurde von Menschen in Proschim begrüßt und unterstützt. Die Aktivist*innen von Ende Gelände sind sich bewusst, dass viele Menschen in der Region große Angst um ihre Arbeitsplätze haben, nehmen das sehr ernst und suchen das Gespräch über Pfade für eine sozial und ökologische verträgliche Transformation. Hannah Eichberger: „Wir verwahren uns entschieden gegen den durchsichtigen Versuch, von Verantwortung abzulenken: Vattenfall verpestet das globale Klima mit Megatonnen CO2, pflügt die Lausitz um und bezeichnet einen beschädigten Zaun und ein paar blockierte Gleise als ‚Schneise der Verwüstung’. Pro-Kohle-Gruppen und einige PolitikerInnen schüren eine völlig unbegründete Angst vor Ende Gelände und wollen dann mit rechten Hooligans nichts zu tun haben, die Menschen angreifen. Das ist zynisch.“

Ende Gelände wird auch weiter als Teil einer starken internationalen Klimabewegung für das Ende fossiler Energieträger kämpfen – transparent, konsequent nicht-eskalativ, immer ohne Gefährdung von Menschen. Und im offenen Gespräch mit vielen Menschen vor Ort, ob nun in der Lausitz, im Rheinland oder anderswo.