Newsletter #03/22

In diesem Newletter wollen wir eine Menge spannender Informationen für den Sommer bekanntgeben

Am Samstag, den 28. Mai findet in Lützerath das internationalistische Jugendfestival statt. Um die politische Bedeutung von diesem Festival deutlich zu machen, haben wir uns entschlossen, einen Gastbeitrag von kurdischen Freund*innen in Kapitel 1 von diesem Newsletter zu veröffentlichen.

Kapitel 2 handelt von den nächsten Bündnistreffen im Juni und Juli, zu denen ihr herzlich eingeladen seid Dazu passend gibt es in Kapitel 5 noch einen spezifischeren Aufruf uns zu unterstützen, weil einige AGs gerade nicht so gut aufgestellt sind.

Im August startet dann die große Ende Gelände Sommeraktion in Hamburg, deren politische Details wir in Kapitel 3 beschreiben.

Außerdem findet bis Mitte Juni die Veranstaltungsreihe „ROOTS OF RESISTANCE: Von Frontline-Kämpfen lernen“ statt.

Viel Spaß beim Lesen!

1. Gastbeitrag von kurdischen Freund*innen anlässlich des Internationalistischen Jugendfestival am 28. Mai in Lützerath
2. Ende Gelände Bündnistreffen im Juni und Juli
3. Ende Gelände goes Hamburg
4. Vortragsreihe „ROOTS OF RESISTANCE: Von Frontline-Kämpfen lernen“
5. Unterstützung gesucht: Social Media AG und Newsletter AG

1. Gastbeitrag von kurdischen Freund*innen anlässlich des Internationalistischen Jugendfestival am 28. Mai in Lützerath

Plakat Internationalistisches Jugendfestival

 

Unter dem Motto „Kämpfe verbinden – Kapitalismus überwinden“ wird am Samstag, den 28.05.2022 das Internationalistische Jugendfestival in Lützerath stattfinden. Hauptveranstalter sind Make Rojava Green Again und Lützerath Lebt. Das Festival wird um 10:00 Uhr in Lützerath (41812 Erkelenz) beginnen.

Der Ort wurde bewusst gewählt, da seit Monaten Proteste rund um Lützerath stattfinden. Es geht bei den Protesten in erster Linie um Klimagerechtigkeit. Lützerath ist hierbei nur ein weiteres Dorf, welches für die Profite internationaler Großkonzerne zerstört werden soll. Es sollen noch 650 Mio. Tonnen Braunkohle verfeuert werden und dies würde die Klimakatastrophe ordentlich anreizen. Deshalb gilt es sich gegen dieses neokoloniale, zerstörerische System, das die Grundlagen des Lebens zerstört aufzulehnen. Und auch wir rufen dazu auf Lützerath zu verteidigen und sich vor Ort den jahrhundertealten Kämpfen für Klimagerechtigkeit einzusetzen!

Da in Lützerath dieser revolutionäre und historische Aufstand in Deutschland geschieht wurde ganz nach dem Vorgehen in Rojava und der kurdischen Freiheitsbewegung vorgegangen und das Festival bewusst dort organisiert, um auch die Menschen vor Ort mitzunehmen und zu mobilisieren.

Der Austausch und die Vernetzung soll auch genau auf dieser Basis stattfinden. Denn nur, wenn wir unsere Kämpfe verbinden, können wir auch den Kapitalismus überwinden und somit besiegen. Deshalb ist es auch wichtig zu verstehen was „Internationalismus“ eigentlich bedeutet.

Wenn wir lautstark „Hoch die Internationale Solidarität“ rufen, was meinen wir genau damit? Was geht uns durch den Kopf, wenn wir diese Parolen rufen?
Solidarität auf kurdisch bedeutet „hevgirtin“. Übersetzt heisst es so viel wie „sich gegenseitig greifen“. Wenn zum Beispiel Freund*innen auf einer Demo von Polizist*innen angegriffen werden und du schaust nicht weg, sondern gehst zu ihnen hin, nicht wissend ob sie kommunistisch, anarchistisch oder apoistisch sind, und wehrst dich mit ihnen gemeinsam, dann ist das Solidarität. Du greifst die Hand der Genoss*innen anstatt sie dort alleine stehen zu lassen.

Internationalismus heißt auch nicht nur sich gegenseitig zu Demonstrationen und Aktionen zu rufen und eine auf Zweck basierende Beziehung zwischen linken Bewegungen zu führen, sondern zusammen zu kommen und gemeinsam in einem kollektiv Schönes zu erschaffen, wie zum Beispiel eine Kampagne oder ein Jugendfestival.

Internationalismus heißt Mut! Den Mut zu haben aufeinander zugehen und von der Szene und der eigenen Bubble rauszukommen. Den Mut zu haben offene Diskussion zu führen und sich nicht abzuspalten. Internationalismus heißt, die Folgen und Realität der kapitalistischen Moderne zu erkennen und gemeinsam gegen dieses System Widerstand zu leisten auch wenn man ideologische Differenzen hat. Der Kampf für Gerechtigkeit kann nur zusammen gewonnen werden. Wenn wir überheblich sind, uns streiten oder beneiden, können wir keine Kraft für unsere Befreiung finden. Wir müssen anfangen gegenseitig zu verstehen und zu vertrauen, dabei müssen wir nicht mal die selbe Sprache sprechen oder die selbe Herkunft haben.

Bild von Şehîd Lêgerîn. Ihre braunen Haare werden von einem Kopftuch mit Blumen zusammengehalten, während sie zur Seite guckt. Sie hat ein Nasenpiercing und leichte Sommersprossen, im Hintergrund sind die Berge Kurdistans zu sehen.

Eine Vorreiterin des Internationalismus unserer Zeit war Şehîd Lêgerîn (Alina Sánchez) aus Argentinien. Nach ihrem Medizinstudium in Kuba machte sie sich auf eine Reise in Europa auf nach Indien, um dort von den Frauen über Gesundheit zu lernen. Später führte ihr Weg nach Kurdistan, in die freien Berge und schließlich zur Frauenrevolution nach Rojava. Dort baute sie ein Krankenhaus auf, das später nach ihr benannt wurde. Auf den Bergen Kurdistans, als sie gerade neu ankam, redete sie stundenlang mit einer kurdischen Gerîla. Später kam ein*e Freund*in zu Heval (deutsch.: Genoss*in) Lêgeîn und fragte: ,,Wie könnt ihr euch so lange unterhalten, ihr sprecht ja garnicht dieselbe Sprache.“

Heval Lêgerîn antwortete: ,,Unsere Herzen verstehen sich, das reicht.“
Diesen Ansatz an Internationalismus aus Rojava nehmen wir uns als Leitbild.
Denn auch der Erfolg in Rojava wäre nicht gewesen, wenn damals sich nicht weltweit Linke Bewegungen mit Rojava solidarisiert und ein klares Zeichen gegen Faschismus und Imperialismus gesetzt hätten.

In Rojava (Nord-/Ostsyrien) wird das Paradigma des Demokratischen Konföderalismus seit Jahren in die Praxis umgesetzt. Die gesellschaftlichen drei Grundpfeiler der Selbstverwaltung lauten „Basisdemokratie“, „Geschlechterbefreiung“ und „Soziale Ökologie und bedarfsorientierte Wirtschaft“. Die Revolution in Rojava stellt somit einen Hoffnungsschimmer für die ganze Welt dar und bietet auch uns eine Alternative zum bestehenden, zerstörerischem System. Damit wir diese Alternative aufbauen können müssen wir zusammenkommen, uns kennenlernen, uns austauschen und eine gemeinsame Kultur des Widerstandes schaffen.

Gerade in dieser Phase, des Vernichtigungskrieges müssen wir aufeinander zu kommen und uns auf diesen Kampf vorbereiten. Es muss uns bewusst werden, dass alle Errungenschaften, für die so viele Menschen, Kämpfer*innen und Internationalist*innen ihr Leben gegeben haben, versucht werden zu zerstören durch den NATO-Partner Türkei. Hierbei finanziert Deutschland den Angriffskrieg durch Waffen- und Panzerlieferungen.

Die Hoffnung, die Rojava in so vielen Menschen angefacht hat, darf nicht auslöschen. Wir müssen das Feuer der Revolution und der Hoffnung brennen lassen.
Deswegen laden wir euch ein, am 28. Mai mit uns nach Lützerath zu kommen und das Internationalistische Jugendfestival zu einem Moment des gemeinsamen Aufbruchs zu machen!

Es wird ein buntes Programm mit kurdischer/deutscher Musik, Essen, Workshops, Ausstellungen, Kinderprogramm und vielem mehr geben. Spendenempfehlung für das Festival ist 10 Euro. Wir freuen uns über jede Unterstützung und ein revolutionäres, dynamisches und internationalistisches Jugendfestival gemeinsam mit euch!

Revolutionäre Grüße JXK Dortmund (Studierende Frauen aus Kurdistan)

Instagram: https://www.instagram.com/jxkdortmund/
Twitter: https://twitter.com/jxkdortmundbo

Eine Ende Gelände Aktivisti*in wurde von hinten fotografiert: Man sieht das Ende Gelände Logo und wie Person mit anderen Personen die Hand hält. Im Hintergrund sind noch mehr Ende Gelände Aktivisti*s zu sehen.

2. Ende Gelände Bündnistreffen im Juni und Juli

Um unserer nächste Massenaktion zu den Themen Gas und Neokolonialismus gut umsetzen zu können, freuen wir uns immer wieder über neue Gesichter, die uns dabei unsterstützen wollen. Deswegen kündigen wir heute schon unsere nächsten beiden Termine für die Bündnistreffen an.

– Juni-Bündnistreffen vom 03. bis 05.06.2022
– Juli-Bündnistreffen vom 08. bis 10.07.2022

Auf den Bündnistreffen besprechen sich unsere Arbeitsgruppen und Ortsgruppen und tauschen sich zu den laufenden Prozessen aus. Für Essen und Schlafplätze ist dabei immer gesorgt, falls benötigt können Fahrtkosten übernommen werden. Tragt euch die Termine gerne schon in den Kalender, nähere Infos zum Ort etc. findet ihr bald auf unserer Webseite. Dort findet ihr auch ca. eine Woche vor den Terminen die Anmelde-Möglichkeit

Aktuell finden unsere Büdnnistreffen immer im Hybrid-Format statt, d.h. man kann sich auch online dazuschalten.
https://www.ende-gelaende.org/termine/

Ende Gelände goes Hamburg 9 - 15 August 2022. Massenaktion gegen koloniale kontinuitäten und den fossilen Rollback. Großes camp zur Vernetzung

3. Ende Gelände goes Hamburg

Ende Gelände kündigt eine Sommeraktion für Klimagerechtigkeit im Großraum Hamburg an. Für eine Aktionswoche in und um Hamburg wird für den 09. bis 15. August 2022 ein Klimacamp aufgebaut. Das Klimagerechtigkeitsbündnis will sich insbesondere gegen den fossilen Rollback und den Ausbau fossiler Gasinfrastruktur wenden und die globalen Ungerechtigkeiten in den Mittelpunkt rücken, die sich mit den Plänen für neue LNG-Terminals an der Elbmündung verbinden.

„Die Klimakrise spitzt sich zu. Vor allem im Globalen Süden drohen Dürren, Hungersnöte und Vertreibung. Doch während radikale systemische Veränderungen ausbleiben, treibt der Energiehunger des fossilen Kapitalismus immer neue Blüten. Energiepartnerschaften mit autoritären Staaten wie Katar oder Fracking-Gas aus den USA und Argentinien gehen auf Kosten der Menschen im globalen Süden und von indigenen Gemeinschaften“, erklärt Luka Scott, Pressesprecherin von Ende Gelände.

Bereits im letzten Jahr hatte Ende Gelände mit einer Massenaktion gegen den geplanten Bau eines LNG-Terminals in Brunsbüttel protestiert. Pressesprecherin Elia Nejem begründet den Widerstand gegen neue Infrastruktur für Flüssiggas:
„Methan ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise. Im letzten Jahr hat dieses hochriskante Klimagas bereits einen Rekordanstieg verzeichnet. Mehr fossiles Gas heißt mehr Methan in der Atmosphäre. Mehr Fracking heißt mehr Vertreibung, mehr Vergiftung von Trinkwasser und Böden.“

Auch durch die deutlichen Worte und Katastrophenszenarien des jüngsten Berichts des Weltklimarats IPCC sehen sich die Aktivist:innen bestärkt und zum Handeln gezwungen. So erklärt Luka Scott:
„Die Wissenschaft sagt klarer als je zuvor: Wir müssen jetzt handeln oder wir verfehlen das 1,5 Grad Ziel. Doch der fossile Kapitalismus ist unfähig eine radikale Kehrtwende zu vollziehen. Deshalb müssen wir den Ausstieg aus allen Fossilen selbst in die Hand nehmen. In Hamburg werden wir mit der Lüge vom sauberen Gas aufräumen, die kolonialen Kontinuitäten sichtbar machen und den Systemwechsel einleiten.“

Der Hamburger Hafen ist ein wichtiger europäischer Umschlagplatz für Waren und Rohstoffe aus aller Welt. Er gilt auch als Drehscheibe für Waffen- und Atomtransporte. An der Elbe sollen zudem in Stade und Brunsbüttel zwei neue Terminals für Flüssiggas entstehen. Das Aktionsbündnis Ende Gelände ist bekannt für Massenaktionen zivilen Ungehorsams gegen fossile Energien und Energiekonzerne. Die großen Camps von Ende Gelände mit oftmals mehreren tausend Menschen gelten als Vernetzungsorte der Klimagerechtigkeitsbewegung mit internationaler Reichweite.

Roots of Resistance, Learning from Frontline Struggles

4. Veranstaltungsreihe ROOTS OF RESISTANCE: Von Frontline-Kämpfen lernen“

Seit über 500 Jahren kämpfen BI_PoC gegen (Neo-)Kolonialismus, Rassismus und gegen die Ausbeutung und Zerstörung ihrer Gebiete und Lebensgrundlagen. Trotz historischer Unterdrückung und gegenwärtiger Repressionen durch militarisierte Staaten und paramilitärische Gruppen erheben sich BI_PoC-Communities weiterhin und leisten entschlossenen Widerstand gegen zerstörerischen neokolonialen Extraktivismus.

Es sind dieselben Menschen, die in vorderster Linie gegen die extraktivistischen Projekte der fossilen Industrie kämpfen. Indem die deutsche Regierung und die Europäische Union diese Projekte durch Investitionen in LNG-Importe und andere mit fossilem Gas verbundene Infrastrukturen fördern, verfestigt sie die kolonialen und rassistischen Strukturen weiter.

Die weiß dominierte deutsche und europäische Klimagerechtigkeitsbewegung kann von diesen Kämpfen viel lernen, wenn sie bereit ist, zuzuhören. Eine eurozentrische Perspektive auf Klimagerechtigkeit ist in der Bewegung immer noch vorherrschend, und geht mit der Reproduktion von Rassismus in ihren Strukturen einher. Um die Reproduktion solcher Machtdynamiken zu stoppen und Schritte in Richtung einer dekolonialen und antirassistischen Klimagerechtigkeitsbewegung zu gehen, müssen Räume geschaffen werden, in denen den Stimmen und Perspektiven der historisch Verfolgten aktiv zugehört und von ihnen gelernt werden.

Diese (Online-)Veranstaltungsreihe ist der Versuch von Ende Gelände, diese Herausforderung anzugehen gerecht zu werden. Indem wir aus dem Wissen und der Erfahrung von BI_PoC in „Frontline Struggles“ und, allgemeiner, aus verschiedenen Perspektiven auf (Klima-)Gerechtigkeit (z.B. Kritik an problematischen (hegemonialen) Ansätzen in der Klimawissenschaft) lernen, wollen wir die Verflechtung von Neokolonialismus, Gewalt, Ausbeutung, Extraktivismus, der fossilen Industrie und der Klimakrise beleuchten.

Bis Mitte Juni wird es Veranstaltungen mit Aktivist:innen von frontline struggles zur Verflechtung von Neokolonialismus, Gewalt, Extraktivismus, der fossilen Industrie und der Klimakrise, sowie einer zu Kritik an problematischen (hegemonialen) Ansätzen in der Klimawissenschaft, geben.

Die geplanten Veranstaltungen mit einer Möglichkeit zum Anmelden findet ihr auf unserer Webseite: https://www.ende-gelaende.org/ror/#ror-infos

Die erste Folge dieser Webinar-Serie mit dem Titel „Roots of Resistance: Ecocide Law as Central Solution against Environmental Destruction & Extractivism“ ist bereits auf YouTube und PeerTube in deutscher Sprache veröffentlicht:

https://www.youtube.com/watch?v=hpq4vaMK-qQ
https://climatejustice.video/w/4GGocvEFxwcMpZCLBb7LWh

5. Unterstützung gesucht: Social Media AG und Newsletter AG

Arbeitsgruppen die sich besonders stark über weitere Unterstützung freuen würden sind die Social Media AG und die Newsletter AG. Besonders langfristiges Interesse ist hilfreich, aber wenn du z.B. nur ein paar Monate bleiben möchtest, ist das auch okay.

Für die Social Media AG sind Vorkenntnisse mit Bildbearbeitungsprogrammen hilfreich, aber auch nicht zwingend notwendig.

Eine Übersicht über alle AGs findest du hier: https://www.ende-gelaende.org/mitmachen/ag-struktur/. Alternativ sind auch die Ortsgruppen super zum Einstieg. Eine Liste findest du hier: https://www.ende-gelaende.org/mitmachen/ortsgruppen/


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