ROOTS OF RESISTANCE: Learning from Frontline Struggles

[English version]

Seit über 500 Jahren kämpfen BIPoC gegen (Neo-)Kolonialismus, Rassismus und gegen die Ausbeutung und Zerstörung ihrer Gebiete und Lebensgrundlagen. Trotz historischer Unterdrückung und gegenwärtiger Repressionen durch militarisierte Staaten und paramilitärische Gruppen, erheben sich BIPoC-Communities weiterhin und leisten entschlossenen Widerstand gegen zerstörerischen neokolonialen Extraktivismus. Es sind dieselben Menschen, die in vorderster Linie gegen die extraktivistischen Projekte der fossilen Industrie und Brennstoff- und Fracking-Projekte kämpfen. Die deutsche Regierung und die Europäische Union vertiefen durch Investitionen in LNG-Importe und andere mit fossilem Gas verbundene Infrastrukturen die kolonialen und rassistischen Strukturen weiter.

Die weiß dominierte deutsche und europäische Klimagerechtigkeitsbewegung kann von diesen Kämpfen viel lernen, wenn sie bereit ist, zuzuhören. Eine eurozentrische Perspektive auf Klimagerechtigkeit ist in der Bewegung immer noch vorherrschend, und geht mit der Reproduktion (Fortführung und Stabilisierung) von Rassismus in ihren Strukturen einher. Um die Reproduktion solcher Machtdynamiken zu stoppen und Schritte in Richtung einer dekolonialen und antirassistischen Klimagerechtigkeitsbewegung zu gehen, (braucht es Räume,…) müssen Räume geschaffen werden, in denen den Stimmen und Perspektiven der historisch Verfolgten aktiv zugehört und von ihnen gelernt wird und in denen ihre Ansichten gespiegelt werden.

Diese (Online-)Veranstaltungsreihe ist der Versuch von Ende Gelände, diese Herausforderung anzugehen und ihr gerecht zu werden. Wir wollen aus dem Wissen und der Erfahrung von BIPoC in „Frontline Struggles“ und, allgemeiner, aus verschiedenen Perspektiven auf (Klima-)Gerechtigkeit (z.B. Kritik an problematischen (hegemonialen) Ansätzen in der Klimamodellierung) lernen. Dadurch wollen wir die Verflechtung von Neokolonialismus, Gewalt, Ausbeutung, Extraktivismus, der fossilen Industrie und der Klimakrise beleuchten.


Informationen zu vergangenen Veranstaltungen

Von manchen Veranstaltungen gibt es Aufzeichnungen, diese sind bei den Veranstaltungsinfos verlinkt.

mit Peter Emorinken-Donatus

Die Aufzeichnung findet ihr hier.

Peter wird in der Veranstaltung den Ökozid Begriff kontextualisieren und erläutern warum das Ökozidgesetz ein wirkmächtiges Instrument im Kampf gegen koloniale Kontinuitäten und Umweltzerstörung und somit ein Lösungsansatz für die Bewältigung der Klimakrise ist. Zudem wird er den Begriff der Klimagerechtigkeit kritisch hinterfragen und was dieser mit weißer Aneignung der Bewegung zu tun hat.

Peter wurde in Nigeria geboren und lebt seit über 30 Jahren in Deutschland. Er ist langjähriger Shell-Kritiker, Menschenrechtler und Umweltaktivist. Als freier Journalist, Bildungsreferent und Eventmanager beschäftigt er sich u.a. mit kolonialen Kontinuitäten und der Rückführung kolonialer Raubkunst. Zudem ist er Mitbegründer und aktueller Sprecher des Bündnis Ökozidgesetz. Seit vielen Jahren kämpft Peter gegen Extraktivismus und koloniale Kontinuitäten. 
Mit dem Bündnis Ökozidgesetz kämpft er dafür Ökozid als völkerrechtliches Verbrechen und Umweltflucht als Asylgrund anzuerkennen.

mit Andrea Vasquez

Andrea Vasquez ist Soziologin und Umweltaktivistin. Sie ist Sprecherin der Organisation „Coordinadora por la defensa del rio Loa y la Madre Tierra“ in der Stadt Calama, Chile, dem Zentrum des Kupferbergbaus. Die Organisation hat sich 2012 gegründet. Die meisten Mitglieder sind (indigene) Frauen. Sie prangern die Auswirkungen der „Megamineria“ (ugs.: Megamine) auf die Umwelt, die Lebensqualität und die Gesundheit an, die das Leben in einem stark vom Bergbau betroffenen Gebiet mit sich bringt und kämpfen für soziale und ökologische Gerechtigkeit.

mit Miguel Escoto, Kayley Shoup and John Beard.

Start: 19 Uhr

Die „Permian Climate Bomb“ ist eine Kampagne mit der Auswirkungen und Szenarien der Öl- und Frackinggasförderung im Permian Basin (Region im Süden der USA) dokumentiert werden. Die Redner*innen werden erörtern wie der Förderboom fossiler Brennstoffe aus der Region zum Klimazusammenbruch beiträgt und die Auswirkungen von Fracking auf lokale Gemeinden und die öffentliche Gesundheit beleuchten. Zudem gehen sie auf die Verbindung zwischen der Förderung von fossilem Gas, LNG und Exportmärkten wie Europa und Deutschland ein. Das Permian Basin erstreckt sich von West-Texas bis zur Golfküste. Die Redner aus „Perm“ erläutern, wie die Förderung fossiler Brennstoffe und die damit verbundene Infrastruktur, wie Pipelines, petrochemische Industrien und LNG-Exportterminals, systemische Umweltungerechtigkeiten wie Rassismus und internen Kolonialismus weiterverstärken.

mit Kai Kuhnhenn und Luisa Cordroch

Die Aufzeichnung findet ihr hier.

Die meisten Ansätze in den gängigen klimabezogenen Energiemodellen konzentrieren sich auf technische Lösungen und prägen damit den neokolonialen Diskurs über die Lösungen für die Klimakrise. Sie kollidieren mit der Idee eines „gerechten Übergangs“ und stellen ein oftmals nicht genug beachtetes Hindernis für einen echten Systemwandel dar. Diese kapitalistische, patriarchale Denkweise weißer Vorherrschaft wirkt sich stark auf die Energiemodellierung aus (z. B. integrierte Bewertungsmodelle und deutschlandspezifische Energieszenarien). Dies hat wiederum einen großen Einfluss darauf, was in der Öffentlichkeit als „politisch machbar“ wahrgenommen wird, und im weiteren Sinne auf die aktuelle Darstellung der Ansätze zur Eindämmung der Klimakrise.

Mit unseren Referenten Kai Kuhnhenn und Luisa Cordroch werden wir die Probleme der vorherrschenden Ansätze erörtern und am Beispiel der Wärmewende und der Gasausstiegsdebatte in Deutschland herausarbeiten warum Klimaschutzszenarien dringend Energiesuffizienz / Degrowth im Globalen Norden berücksichtigen müssen.

Kai Kuhnhenn hat 8 Jahre lang im Umweltbundesamt an Klimaszenarien gearbeitet und ist nun beim Konzeptwerk Neue Ökonomie tätig. Luisa Cordroch promoviert an der Europa Universität Flensburg über Suffizienzszenarien und die Wärmewende.

mit Ilham Rawoot und Fernando

Die Aufzeichnung findet ihr hier (die Tonspur ist großteils englisch und ansonsten spanisch).

Gewalt in all ihren Formen war eine Voraussetzung für den Kolonialismus und sie ist der Kern des fossilen Kapitalismus. Gewalt gegen indigene Gemeinschaften und das Auslöschen anderer Kulturen und Lebensweisen war und ist darin ein zentraler Pfeiler. Dies sind die gleichen Taktiken, mit denen die Expansion der fossilen Industrie und damit verbundene Formen des Extraktivismus erst ermöglicht wurden. In ihrem unersättlichen Streben nach neuen auszubeutenden Regionen verdrängen die fossilen Unternehmen, unterstützt von Staaten und Wirtschaftseliten, lokale Gemeinschaften und destabilisieren Gebiete. Dies führt nicht selten zu Konflikten an denen militärische und paramilitärische Kräfte beteiligt sind. Diese Geschichte hat sich in verschiedenen Teilen der Welt immer wieder wiederholt.

In dieser Veranstaltung wird uns Ilham Rawoot von Justiça Ambiental/Friends of the Earth Mozambique durch die katastrophalen Geschäftstätigkeiten des französischen Konzerns Total führen, der mit seinen Plänen zur künftigen Gasförderung und dem Bau des Afungi LNG Parks in der Provinz Cabo Delgado in Mosambik Unheil und Leid verursacht.

Fernando wird aufzeigen, wie Fracking sowie der Bau neuer Gaspipelines und Kraftwerke in dem Gebiet, das heute Mexiko heißt, ein Beispiel dafür sind, dass die koloniale Logik immer noch in Kraft ist. Der Kampf gegen das PIM (Morelos Integral Project) oder der Kampf der Yaqui-Gemeinden wie Loma Bácum gegen den Bau der „Sonora Gas Pipeline“ müssen gehört werden.