NEWSLETTER KLIMA-ANTIREPRESSION #21 – April 2023

Hey,

hier sind wir mal wieder mit einem neuen Newsletter, diesmal eher kurz aber mit einigen Terminankündigungen für den Mai und einem kleinen Schwerpunkt zu emotionaler Antirepression.

Logo AntiRRR Text: ARRR!- ANTIRRR - Antirepressionsgruppe Rheinisches Revier
Logo AntiRRR Text: ARRR!- ANTIRRR - Antirepressionsgruppe Rheinisches Revier

Hier der Inhalt:

RHEINLAND
BlockNeurath: Haftstrafe nach Kohlekraftwerksblockade
Campen gegen Haft und Kohlekraft 12.-16-05.23
Prozesstermine rund um Lützerath
Freisprüche für Lebenslaute und bei Baggerblockade

OSTEN
Briefe an Finn!

SÜDEN
Heilbronn: Haftstrafen für Letzte Generation

SCHWERPUNKT EMOTIONALE ANTIREPRESSION
Was hilft mir?
Bezugsgruppe
Out of Action
Psychologists for future
Weitere Möglichkeiten
Nicht noch Repression untereinander
Literaturtipps

Viel Spaß beim Lesen und lasst euch nicht unterkriegen!

 

RHEINLAND

BlockNeurath: Haftstrafe nach Kohlekraftwerksblockade

Im April verurteilte das Amtsgericht Grevenbroich ein*e Aktivist*in zu neun Monaten Haft ohne Bewährung wegen der Blockade des Kohlekraftwerks Neurath im November 2021, parallel zur COP26. Die Straftat soll Störung öffentlicher Betriebe sein. Weil RWE das Kraftwerk drosseln musste, soll ein Schaden von 1,4 Millionen Euro entstanden sein. Das unerwartet hohe Urteil gab es nach sechs Verhandlungstagen mit durchaus spektakulären Momenten: So erschien die angeklagte Person angekettet an eine Freundin zum letzten Verhandlungstag. Es wurde Berufung eingelegt, also geht es dann vor dem Landgericht in die nächste Runde.
Auch gegen weitere Personen gibt es Prozesse (wobei die Polizei die meisten Beteiligten nicht identifizierte) – am 15.05. um 11 Uhr und am 13.06. um 10 Uhr, wieder vor dem Amtsgericht Grevenbroich. Wieder ist die zuständige Richterin Dr. Zieschang, die zwar auf ihren Doktor-Titel wert legt, aber die Klimakrise für belanglos hält.
Kommt vorbei oder organisiert Veranstaltungen bei euch in der Stadt!
Mehr Infos: https://antirrr.nirgendwo.info/block-neurath/
Statement der Angeklagten (BlockNeurath4) zum Urteil: https://antirrr.nirgendwo.info/2023/04/06/statement-haftstrafe-wegen-kohlekraftwerksblockade-ein-signal-gegen-die-klimagerechtigkeitsbewegung/

Campen gegen Haft und Kohlekraft

Aus Anlass des nächsten Prozesses rund um BlockNeurath, bei dem eine weitere Person verurteilt werden soll, gibt es ein Camp gegen Haft und Kohlekraft vom 12. bis 16.05.2023 in Grevenbroich. Kommt vorbei und seid solidarisch: https://antirrr.nirgendwo.info/block-neurath/camp/

Prozesstermine rund um Lützerath

Im Rheinland gibt es auch etliche weitere Prozesstermine.
Am 09.05. findet ein Prozess wegen des Wall-Baus von RWE im Sommer 2022 statt, natürlich in Bezug auf den Widerstand dagegen. Am 22.05. wird wegen des Kreuzes der Gruppe KiDl in Lüterzath im Mai 22 verhandelt – alles vor dem Amtsgericht in Erkelenz (das ist direkt neben dem Bahnhof dort).
Am 24.08. und 14.09. 2023 geht es vor dem Amtsgericht Erkelenz um eine Hausbesetzung in Lützerath aus 2020, diese Termine sollten ebenfalls im Mai stattfinden aber wurden verschoben.
Es fühlt sich immer besser an, nicht allein vor Gericht zu stehen, deshalb unterstützt die Angeklagten, in dem ihr Prozesse besucht – dies kann auch dabei helfen, Angst vor eigenen Prozessen zu verlieren!
Wir versuchen die Übersicht auf https://antirrr.nirgendwo.info/termine/ aktuell zu halten, schaut aber immer auch bei den verlinkten Seiten ob der Prozess auch stattfindet.
Schickt eure eigenen Prozesstermine zur Veröffentlichung auch gern an antirrr@riseup.net.

Freisprüche für Lebenslaute und bei Baggerblockade

Um nicht nur schlechte Nachrichten zu verkünden, hier auch mal gute: Aktivist*innen von Lebenslaute, einer Gruppe die im Tagebau ein klassisches Konzert gegeben hatte, wurden vom Amtsgericht Mönchengladbach freigesprochen. Das Oberlandgericht hatte zwar die erste Entscheidung kassiert, dass RWE wegen ihrer ständigen Enteignungen auch hinnehmen müsste, wenn Menschen auf RWEs Gelände eindringen. Nun aber wurden die Aktivist*innen/Musiker*innen freigesprochen, weil der Tagebau Garzweiler zum Zeitpunkt der Aktion nicht vollständig umfriedet war.

Daraufhin sah auch das Amtsgericht Grevenbroich ein, dass es freisprechen musste, wie Ende April. Angeklagt war dort ein Mensch wegen einer Baggerblockade. Hier ist der Prozessbericht: https://antirrr.nirgendwo.info/2023/04/27/heute-freispruch-in-grevenbroich/

OSTEN

Briefe an Finn!

Finn ist im Februar bei der Räumung des Heibo, einer Waldbesetzung gegen ein Kieswerk in Sachsen, festgenommen worden und sitzt seitdem im Knast. Er hat einen Brief aus dem Knast geschrieben und freut sich über Post und Postkarten mit Lützerath- und Heibo-Motiven.
Die Adresse findet ihr hier.

SÜDEN

Heilbronn: Haftstrafen für Letzte Generation

Das Amstgericht in Heilbronn versucht abzuschrecken von notwendigem Klimaprotest. Gegen Aktivist*innen der Letzten Generation, von denen sich manche nach dem letzten Gerichtsurteil direkt wieder an die Straße anklebten, wurden Haftstrafen bis zu 5 Monaten verhängt. Bewährung gibt es nicht wegen „Wiederholungsgefahr“.
Bei all den schlechten Nachrichten sei euch auch nochmal unser letzter Newsletter ans Herz gelegt, da beschäftigten wir uns mit dem Schwerpunktthema Knast und Untersuchungshaft.

SCHWERPUNKT EMOTIONALE ANTIREPRESSION

In unserem Kampf für Klimagerechtigkeit und anderen Kämpfen sind wir manchmal ganz schön viel Repression ausgesetzt: Polizeigewalt durch Schläge, Pfefferspray oder Schmerzgriffe, Schikanen in der Gesa (Gefangenensammelstelle auf der Polizeiwache), der Furcht identifiziert zu werden, dem Druck von Strafverfahren, der Ohnmacht in Gerichten, der Hilflosigkeit wenn wir oder Freund*innen im Knast landen oder auch der Angst um unsere jetzigen oder zukünftigen Jobs. All das trifft uns alle unterschiedlich, aber nicht nur physisch, sondern ganz oft auch emotional bzw. psychisch und es ist normal, das nicht einfach alles wegstecken zu können. Deshalb hier im Schwerpunkt ein paar Anregungen zum Umgang mit Erlebten und Zukünftigem.

Was hilft mir?

Fangen wir bei uns selbst an. Jede*r reagiert anders auf stressige Situationen und hat andere Wege damit klar zu kommen. Auf der Polizeiwache hilft es manchen Menschen, sich in sich selbst zurück zu ziehen, anderen geht es besser, wenn sie sich bei jeder Gelegenheit mit den Bullen anlegen oder was zum Lachen finden. Oft ist es hilfreich, sich selbst kennen zu lernen und Überlebensstrategien für sich zu entwickeln. Das gilt für unangenehme Situationen an sich und auch die Tage danach: Manche brauchen viele Freund*innen um sich, manche Ruhe, manche ein Tee oder ein Bier, manchmal hilft es Sachen aufzuschreiben oder zu erzählen, sich beim Sport auszupowern oder sich abzulenken. Achte darauf, dass du mehr als eine Bewältigungsstrategie kennst, die zu dir passt, und übertreibe es nicht mit Dingen, die deinem Körper schaden.

Bezugsgruppe

In Aktionen und gemeinsamen Erlebnissen lernen wir uns oft ganz anders und intensiver kennen, oft haben wir Bezugsgruppen um aufeinander aufzupassen in der Aktion. Manchmal sind unsere Bezugsgruppen auch die Einzigen, die uns verstehen oder auch die Einzigen, mit denen wir über bestimmte Sachen überhaupt reden können, weil niemand sonst davon erfahren darf. Es gibt daher gute Erfahrungen damit, sich vor Aktionen in Bezugsgruppen gemeinsam auszutauschen über Ängste und Bedürfnisse und sich auch nach der Aktion mit ein paar Tagen Abstand noch mal zu treffen um über Erlebtes zu reden, gerade wenn es schlimm war.

Out of Action

Wenn ihr mit etwas nicht allein oder mit eurer Bezugsgruppe klar kommt, gibt es auch „Out of Action“, eine Gruppe, die sich gegründet hat um bei emotionalem Stress bis Traumata zu unterstützen. In ihrem Selbstverständnis heißt es: „Über die Traumatisierung Einzelner soll allgemein von politischem Widerstand abgeschreckt werden, indem ein Gefühl von Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht gegenüber staatlicher Herrschaft erzeugt wird. Die Betroffenen ziehen sich häufig aus der Bewegung und auch aus ihrem persönlichen Umfeld zurück, wenn sie keine Unterstützung bei der Bewältigung des Erlebten erhalten.
Die Emotionale Erste Hilfe-Gruppe Out of Action kämpft gegen diese Effekte von Gewalt und Repression und für einen offenen, solidarischen Umgang miteinander.“ Out of Action ist eine Gruppe von Aktivist*innen für Aktivist*innen.
Kontakte zu den verschiedenen Ortsgruppen findet ihr hier.

Psychologists for future

In den Gruppen der Psy4Future (also wie fridays for future) haben sich Psycholog*innen/Psychater*innen/Psychotherapeut*innen zum Kampf fürs Klima zusammengeschlossen. Mancherorts bieten Einzelpersonen von ihnen auch Beratung und Gespräche für Aktivist*innen an. Sie haben selbst unterschiedlich viel aktivistische Erfahrung.

Weitere Möglichkeiten

Wer eine Auszeit braucht, kann sich auch an das Projekt „Zähne putzen“ wenden, dort werden Orte zur Erholung und zum Reflektieren vermittelt, zum Beispiel in Ökodörfern oder Kommunen: https://aktivisti-retreat.org/

Seit einigen Jahren gibt es auch Aktivist*innen, die mit dem Konzept der Radikalen Therapie arbeiten und dieses für nomadisch aktivistisch lebende Menschen angepasst haben. Radikale Therapie ist eine selbstorganisierte Gruppentherapie in der ohne Therapeut*innen gearbeitet wird. Demnächst soll eine neue Gruppe gestartet werden. Interessierte können sich an nomadisches_rt@rumpelwicht.net wenden. Allgemeine Infos zur Methodik unter: https://www.radikale-therapie.de/de/

Nicht noch Repression untereinander

Und zum Schluss noch ein bisschen was in eigener Sache. Wir alle machen Fehler. Gerade wenn wir dem Druck von staatlichen Repressionsapparaten ausgesetzt sind, ist es nicht immer leicht, den Kopf nicht in den Sand zu stecken oder nachzugeben. Wir haben auch schon davon gehört, dass Menschen Angst hatten sich an Antirepressionsgruppen zu wenden, weil sie Sachen „falsch“ gemacht haben. Bitte macht euch den Stress nicht, wir wollen keine zusätzliche Repressionsstruktur sein. Wendet euch trotzdem an Antirepressionsgruppen, denn auch mit Fehlern oder nicht optimal gelaufenen Sachen lässt sich besser ein solidarischer Umgang finden, wenn wir drüber reden! Deshalb lasst uns nicht hart zueinander sein.

Literaturtipps

Schlussworte

Mal wieder vielen Dank für Lesen und weiter verbreiten. Schickt uns gern auch eurer Prozesstermine und Beiträge an antirrr@riseup.net !

Eure AntiRRR
https://antirrr.nirgendwo.info (gerade auch häufiger aktualisiert)


News

NEWSLETTER KLIMA-ANTIREPRESSION # 24 – März 2024

31. März 2024 Hallo, es gibt eine Menge Neuigkeiten: Nach der Lüterzath-Räumung trudeln jetzt die ersten Verhandlungstermine ein, das Hafturteil gegen ein*e BlockNeurath-Aktivist*in wurde aufgehoben, aber auch sonst gibt es jede Menge Prozesse, von denen wir vermutlich nur einen Bruchteil thematisieren können. Für die Weiterbildung haben wir uns diesmal mit dem Vorwurf der Nötigung beschäftigt, der uns vor allem bei der Verfolgung von allen möglichen Blockaden beschäftigt. Und natürlich: AntiRRR gibt es jetzt schon über 10 Jahre. Aber lest selbst. Weiterlesen ...