Aktionskonsens Ende Gelände – Lausitz 2019

Der Aktionskonsens ist ein verbindlicher Rahmen dieser Ende-Gelände-Aktion. Viele Gruppen, Einzelpersonen und AGs haben ihn in einem kollektiven Prozess in offenen Plena über die letzten Jahre  erarbeitet, weiterentwickelt und im Konsens beschlossen. Er ist uns deshalb sehr wichtig.
Der Aktionskonsens ist Voraussetzung dafür, dass die Ende-Gelände-Aktion für alle Teilnehmenden transparent und gut einzuschätzen ist; er vermittelt, dass wir auch in einer Aktion mit sehr vielen Menschen aufeinander achten und uns unterstützen. Als Ende Gelände sagen wir, was wir tun und werden tun, was wir sagen. Alle Menschen, die sich dieser Vereinbarung anschließen, laden wir herzlich ein, sich an der Aktion von Ende Gelände zu beteiligen.

Die Reförmchen des Klimakabinetts führen uns noch tiefer in die Klimakrise. Der Kohleausstieg bleibt Handarbeit. Es ist angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise an der Zeit, zum nächsten Global Climate Strike mit der stark wachsenden Klimagerechtigkeitsbewegung vom öffentlichen Protest zum zivilen Ungehorsam an den Orten der Zerstörung zu gehen. Am Wochenende 29.11.-1.12.2019 werden wir, gemeinsam mit vielen Menschen, durch Aktionen des zivilen Ungehorsams den Betrieb im Lausitzer Braunkohlerevier mächtig durcheinander bringen.

Unsere Aktionsform ist eine offen angekündigte Massenblockade mit vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten nach dem Vorbild der erfolgreichen Ende Gelände-Blockaden von 2015 bis 2019. Ob aktionserfahren oder nicht, alle sollen teilnehmen können: Wir werden technische Infrastruktur wie beispielsweise Schienen, Zufahrten oder Bagger blockieren. Damit wir unsere Blockade bequem gestalten und uns vor der Kälte schützen können, werden wir in der Blockade z.B. Strohsäcke mit uns führen. Wir ermutigen Kleingruppen zu kreativen, selbstorganisierten Aktionen.

Über das Ende unserer Blockade wird in Absprache mit den Supportstrukturen und dem Delegiertenplenum entschieden. Wenn Kleingruppen die Blockade darüber hinaus mit oder ohne Hilfsmittel (z.B. Lock-Ons) aufrecht erhalten wollen, entscheiden einzelne EG- und Support-Strukturen, ob und wie sie diese weiterhin unterstützen können.

Wir werden uns ruhig und besonnen verhalten; wir gefährden keine Menschen. Wir werden mit unseren Körpern blockieren und besetzen; es ist nicht das Ziel, Infrastruktur zu zerstören oder zu beschädigen. Wir werden uns nicht von baulichen Hindernissen aufhalten lassen. Absperrungen von Polizei oder Werkschutz werden wir durch- oder umfließen. Unsere Aktion wird ein Bild der Vielfalt, Kreativität und Offenheit vermitteln. Unsere Aktion richtet sich nicht gegen die Arbeiter*innen der LEAG, die von der LEAG beauftragten Firmen oder die Polizei. Die Sicherheit der teilnehmenden Aktivist*innen, der Arbeiter*innen und aller Beteiligten hat für uns oberste Priorität.

Für den Aktionstag bereiten wir uns gut auf eine dezentrale Anreise ins Revier und auf einen sicheren Weg zu unseren Aktionsorten vor. Wir wissen, dass bei einer Aktion ohne ein lokales Aktionscamp eine gründliche Vorbereitung durch alle Beteiligten, gemeinsam in unseren Bezugsgruppen, besonders wichtig ist.

Wir kommen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Spektren. Gemeinsam übernehmen wir Verantwortung für das Gelingen der Aktion. Wir wollen eine Situation schaffen, die für alle Teilnehmenden transparent ist und in der wir aufeinander achten und uns unterstützen. Mit Aktionstrainings im Vorfeld werden wir uns gemeinsam auf die Blockade vorbereiten.

Wir verstehen uns als Teil der Bewegung für Klimagerechtigkeit und sind solidarisch mit allen, die Widerstand leisten gegen die Klimazerstörung durch Kohlekraftwerke und gegen die sozialen und ökologischen Folgen fossiler Energieversorgung. Unsere Kämpfe sind feministisch, antifaschistisch, antirassistisch und antikapitalistisch. Wir sind uns alltäglicher und struktureller Diskriminierungen untereinander und durch unsere Umwelt bewusst und setzen uns aktiv dagegen ein. Wir bemühen uns darum, denen, die Diskriminierung erfahren, Raum anzubieten und das kollektive Bewusstsein und die Aufmerksamkeit dafür zu stärken. Wir wollen zum Beispiel toxische Männlichkeit nicht durch aggressive Sprechchöre oder dominantes Redeverhalten reproduzieren. Jeglichen homophoben, nationalistischen, rassistischen oder anderen reaktionären Tendenzen und Vereinnahmungsversuchen treten wir entschieden entgegen.