Take Care: Deine Sicherheit

INFOS ZU GESUNDHEITSRISIKEN UND GEFAHREN BEI ENDE GELÄNDE-AKTIONEN

Schön, dass wir alle hier sind! Denn die Förderung von Erdgas gefährdet Leben und Gesundheit von Menschen und setzt koloniale Ausbeutung fort. Die Aktion findet dieses Jahr rund um den Chemcoast Park in Brunsbüttel und in Hamburg statt. In beiden Aktionsgebieten findet sich fossile, chemische und Infrastruktur und Industrie – daraus ergeben sich verschiedene Gefahren.

Uns ist die Sicherheit und Unversehrtheit aller Beteiligten bei „Ende Gelände“ sehr wichtig. Bitte beschäftigt Euch deshalb intensiv mit all den Gefahren und Risiken, die in den Aktionsgebieten anfallen können. Hier findet Ihr zentrale Gefahren und Risiken zusammengefasst und begründete Handlungsempfehlungen – auch aus den Erfahrungen der letzten Jahre. Die Verantwortung für Eure Entscheidungen liegt aber natürlich bei Euch.

VORAB: CORONA-RISIKEN UND TAKE CARE

Wir sind uns bewusst, dass die Covid-19-Pandemie Verantwortung bedeutet für unseren Protest. Zum Aktionskonsens 2021 gehört deshalb, dass wir uns an das Corona-Hygienekonzept halten, von der Vorbereitung bis zur Zeit nach der Abreise. Bitte lest das Ende Gelände Hygienekonzept (Handout zum Corona-Infektionsschtz) sorgfältig durch und besprecht in eurer Bezugsgruppe: Wie tragen wir dazu bei, dass das Risiko einer Verbreitung von Covid-19 möglichst gering bleibt? Wie schützen wir uns und gefährdete Personen in unserem Umfeld vor einer Infektion? Alles Weitere zum Infektionsschutz findet ihr im Hygienekonzept.

1. GAS UND CHEMIKALIEN IM CHEMCOAST PARK

Die Industrie im gesamten Chemcoast Park lagert, verarbeitet und verbraucht gefährliche Stoffe, unter anderem Erdgas, Flüssiggas, Rohöle, Ammoniak, Chlor und akut toxische Stoffe. Sämtliche Zuliefer- und Produktionsanlagen sind deshalb mit höchster Vorsicht zu behandeln und Blockaden des Betriebs sollten nur wie vorher geplant durchgeführt werden. Beschädigungen an Pipelines, Rohrleitungen oder Maschinen können das Leben und die Gesundheit vieler Menschen hochgradig gefährden. Informationen für Nachbar*innen in Bezug auf einen Störfall im ChemCoast Park sowie Informationen über gefährliche und toxische Stoffe finden sich hier.

2. UMGANG MIT KÜHEN

Auf dem ganzen Gelände um den Chemcoast Park und das Camp gibt es Felder und Wiesen, auf vielen davon stehen Kühe. Eine Kuhweide zu betreten kann zu enorm gefährlichen Situtationen führen und sollte deshalb nicht betreten werden. Sollte es dennoch zu einer gefährlichen Situation kommen, gibt es einige Dinge zu beachten: Es sollte immer ausreichend Abstand eingehalten werden, Hunde sollten angeleint werden und mensch sollte außerdem nicht der Kuh direkt in die Augen schauen. Besondere Vorsicht gilt bei Kalb und Mutterkuh, da die Mutterkuh dann besonders gefährlich werden kann. Allgemein gilt, Ruhe zu bewahren und besonnen zu handeln!

3. FEUER

Gas, sowie andere oben aufgezählen gefährlichen Stoffe, sind hoch entzündlich: Kleine Funken reichen, um Feuer und Explosionen auszulösen und das Leben und die Gesundheit vieler Menschen hochgradig zu gefährden. Vermeidet daher brennende Kippenstummel und jedes offene Feuer.

4. ALLE ARBEITENDEN MASCHINEN (GÜTERZÜGE, FÖRDERBÄNDER, LKWS, LASTKRÄNE)

Auf dem Weg zu unseren Blockadepunkten können wir Güterzügen, LKWs, Förderbändern, Lastkränen und anderen schweren Maschinen begegnen. Diese sind im Betrieb sehr gefährlich. Macht keine leichtsinnigen Aktionen an Maschinen im Betrieb, sondern organisiert Euch in Euren Bezugsgruppen innerhalb der „Finger“ und überlegt gemeinsam, wie die Maschinen effektiv blockiert werden könnten.

5. GÜTERZÜGE UND WEICHEN

Güterzüge fahren zwar meist langsam, sind aber sehr schwer und haben deshalb einen sehr langen Bremsweg. Die Fahrenden haben wenig Chancen etwaige Schienenblockaden zu sehen, wenn ihr in direkter Nähe des Zuges versucht ihn zum Stoppen zu bringen. Stellt innerhalb des Fingers sicher, dass ausreichende Sicherheit gewährleistet ist, bevor ihr irgendwelche Gleise betretet. An den Weichen der Schienenanlage sind bewegliche Teile. Achtet darauf die beweglichen Teile zu meiden. Bei überraschender Weichenstellungen kann es zu schweren Quetschungen eurer Körperteile kommen.

6. STROM-/OBERLEITUNGEN

Überall in den Aktionsgebieten kann es offen liegende Stromleitungen geben, das gilt insbesondere für Werksgelände. Achtet insbesondere bei Oberleitungen auf einen großzügigen Sicherheitsabstand (mehr als 1,5m) zu den Leitungen. Das gilt vor allem, wenn ihr Fahnen und Hochtranspis und anderem Material dieser Art dabei habt. Auch ohne den direkten Kontakt kann es über viele Zentimeter hinweg zu schwersten Stromschlägen kommen. Bei Regen und Nässe erhöht sich die Gefahr. Selbst nach einem kurzzeitigen Kurzschluss kann die Stromleitung wieder unter Spannung stehen. Am Werksgelände und in der Nähe von Gasinfrastruktur werdet ihr teilweise Kabelstränge auf dem Boden und an den Förderbändern finden. Vermeidet auch hier jeglichen Kontakt. Auch diese stehen unter Hochspannung und die Isolierungen können defekt sein und somit einen Kontakt lebensgefährlich machen!

7. RISIKOGRUPPEN, VORERKRANKUNGEN

Wir empfehlen allen Menschen mit Vorerkrankungen und/oder aus Risikogruppen, ihre eigene Belastbarkeit in Hinsicht auf die Aktion selbst einzuschätzen. Potentiell gesundheitsgefährdende, repressive Maßnahmen der Polizei können wir nicht vorher ausschließen. Alle, die regelmäßig Medikamente nehmen, müssen diese unbedingt selbst ausreichend mitbringen! Alternativ wird es auch Protest und Widerstand außerhalb von Blockaden geben, dem Ihr Euch anschließen könnt, sowie viele Infrastrukturaufgaben, die ihr unterstützen könnt.

8. SONNE UND HITZE, AUSREICHEND WASSER

Verwendet auf jeden Fall Sonnenschutz wie Tücher, Kappen und stark wirksame Sonnencreme. Tragt fetthaltige Sonnencreme u.ä. am besten erst dann auf, wenn die Blockade steht. An solchen Cremes haften sonst Pfefferspray oder Tränengas, falls die Polizei diese verwendet. Nehmt unbedingt ausreichend Wasser zum Trinken und ggf. zum Spülen bei Pfefferspray-Einsätzen mit! Staubanzüge können vor starker Verschmutzung schützen, können aber auch das Risiko von Überhitzung bei warmem Wetter erhöhen, legt sie dann besser ab.

9. SECURITIES, WACH- UND WERKSCHUTZ

Die Aufgabe der Securities ist es, dass Werksgelände zu schützen. Nicht alle halten sich dabei an ihre rechtlichen Befugnisse: Es muss mit Prügel, Pfeffer und anderer körperlichen Gewalt gerechnet werden.

Achtet darauf, nicht alleine im Werksgelände unterwegs zu sein. Es empfiehlt sich auf unnötige Provokationen zu verzichten, besonnen zu bleiben und die Securities an ihre Befugnisse zu erinnern. Falls es zu Übergriffen seitens der Securities kommt, dokumentiert diese gut um später ggf. Anzeige erstatten zu können.

10. DAUER UND ORT DER BLOCKADE, ÜBERNACHTUNGEN, LOCK-ONS

Der Stress, den diese Aktion vielen Teilnehmenden machen kann, ist nicht zu unterschätzen. Eure Verantwortung ist es, mit Euch und in Euren Bezugsgruppen selbst auszumachen, wie weit Ihr gehen möchtet. Die Dauer der Aktion sowie der Ort der Blockade hat einen starken Einfluss auf das persönliche gesundheitliche Risiko. Geht mit Eurer Bezugsgruppe nur dorthin, wo es für alle von Euch gut ist, und bleibt nur, so lange alle wollen. Fällt Eure Entscheidungen im Konsens und achtet darauf, dass sich niemand überfordert!

In Ende Gelände-Aktionen kann es auch zu langen Blockaden kommen. Wenn ihr euch darauf einrichtet, in eurem Finger und eurer Bezugsgruppe über Nacht zu bleiben, achtet auf Wärme (warme Kleidung, Schlafsäcke, „goldene“ Isodecken) und Sitzunterlagen (Teile von Isomatten), siehe Packliste.

Wenn ihr Lock-ons verwendet, um die Räumung einer Blockade zu erschweren, achtet darauf, dass ihr vor der Aktion bitte unbedingt an einem Training dazu teilnehmt. Sorgt dafür, dass Personen im Lock-on zuverlässig durch Personen ihrer Bezugsgruppen begleitet werden, die nicht im Lock-on sind.

11. NOTFÄLLE, SANIS, OUT OF ACTION

Nehmt in eurer Bezugsgruppe ein Erste Hilfe-Kit mit (siehe Packliste). In allen Ende Gelände-Fingern gehen solidarische Sani-Teams und/oder 1. Helfer*innen mit. Ruft diese in Notfällen sofort dazu. Leider können Demo-Sanis nicht immer überall sein! Deshalb gilt: Ruft in akuten Notfällen (z.B. Atemnot oder Bewusstlosigkeit) selber und direkt den Notruf „112“.

Wenn Personen die Aktion verlassen, weil sie auf ihre Grenzen achten oder belastende Erfahrungen gemacht haben, sorgt in euren Bezugsgruppen für Begleitung. Es wird einen „Out of Action“-Anlaufpunkt geben, wo ihr Ruhe und Gespräche mit erfahrenen Personen findet. Mehr Infos zu den Out of Action Strukturen findet ihr hier.

12. PERSONEN UNTER 18

Es ist immer wichtig, dass jede Person (egal wie alt) sich ausreichend über die Aktion informiert und für sich entscheidet, ob sie sich gut vorbereitet fühlt, um in die Aktion zu gehen. Niemand sollte sich überfordern! Hier gibt es dazu mehr Informationen.

Bei Aktivist*innen unter 18 Jahre ist zu dem eine andere Rechtsgrundlage zu beachten. Bitte informiert euch in der Rechtshilfebroschüre und nehmt an Aktionstrainings teil.